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Eine gute Stunde später
erwachte MM, weil es donnerte. Stöhnend rieb sie sich
die Augen. Die Augenlider fühlten sich an wie zugeklebt,
und ihr Kopf dröhnte.
"Jetzt haben Sie sie aufgeweckt!" hörte sie
eine Stimme flüstern. "Reißen Sie sich doch
zusammen!"
"Wenn man niesen muß, muß man niesen!"
verteidigte sich eine andere leise Stimme.
"Halten Sie wenigstens jetzt den Mund, vielleicht
schläft sie ja wieder ein.... ."
"Nein, tut sie nicht", blaffte MM die beiden Flüsterer
genervt an.
Ihr gegenüber saß Jakob Olettke an einem kleinen
Tischchen und sortierte zum zweiten Mal den Bericht der
Polizeibeamten, die den Überfall auf MM Montagnacht
aufgenommen hatten. Die lose Blatt Sammlung war vor
wenigen Minuten dem zum Opfer gefallen, was Mathilde für
einen Donnerschlag gehalten hatte. Jetzt versuchte der
Kriminalbeamte wieder etwas Ordnung in das Chaos zu
bringen. Dabei bot er einen jammervollen Anblick. Ein
dicker Schal war um seinen Hals gewickelt, und er hatte
noch nicht einmal den Trench ausgezogen. Immer wieder
ergriff ihn leichter Schüttelfrost, und seine Augen glänzten
fiebrig. Nina hatte vergeblich versucht, ihn nach Hause
zu schicken, als er vor einer viertel Stunde in der WG
angekommen war. Sie hatte an seine Fürsorge gegenüber
MM appelliert, ihn schließlich als wandelnden
Infektionsherd beschimpft und gedroht, ihn ins Badezimmer
einzusperren. Aber er war seinem Image als "Unentbehrlicher"
treu geblieben und hatte sich strikt geweigert, einem
Kollegen diesen delikaten Fall zu überlassen.
Nachdem Mathilde jetzt die Augen geöffnet und sich in
halb sitzende Position gebracht hatte, nahmen Nina und
Olettke ihren Streit wieder auf:
"Ich hatte ihnen eingeschärft, sie auf jeden Fall
schlafen zu lassen. Und kaum sind sie eine Minute im
Zimmer, veranstalten sie ein Getöse, das Tote aufwecken
könnte!"
"Also ich hatte wirklich nicht mit Absicht, also ich
meine, seien Sie doch nicht albern..."
"Wenn hier einer albern ist, dann sind Sie das.
Statt sich ins Bett zu legen und die Grippe
auszukurieren, schleichen Sie durch die Gegend wie das
Leiden Christi und infizieren Leute. Wahrscheinlich
wollen Sie dafür auch noch die Tapferkeitsmedaille
abstauben, aber bei mir gibt es für solchen
verantwortungslosen Unsinn noch nicht mal einen
Kamillentee."
"Mir ist es egal, ob Sie mich beschimpfen",
verteidigte Olettke sich matt. "Es sind einige ganz
wichtige Fragen zu klären..."
"Genau!", mischte MM sich jetzt ein, "wo -
zum Beispiel - sind meine Zigaretten? Wer hat den
Aschenbecher abgeräumt, und krieg' ich jetzt endlich
eine Tasse heißen Kakao?" |
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