Natürlich war die Blechbox bis zum Bersten gefüllt. Jedes einzelne Pornomagazin mußten die Beiden durch den engen Schlitz ins Innere stopfen. Sie nahmen diese Mühe auf sich, weil sie auf keinen Fall einen Karton mit so heißer Lektüre Kindern und Jugendlichen zugänglich auf der Straße abstellen wollten, obwohl der Reiz aufgrund der bereits fortgeschrittenen Zeit groß war. Beide würden heute morgen zu spät zur Arbeit kommen. Mathilde versank gerade bis zum Ellenbogen mit einem Stück St. Pauli Nachrichten in dem Blechkasten - die kleine runde Bewährungshelferin mußte sich dazu auf die Zehenspitzen erheben - als Nina sich bückte und etwas aufhob.

"Na sowas", sie schüttelte nachdenklich den Kopf. "Ich glaube, das ist Karl-Heinz Handschrift."

Sie hielt Mathilde, die sich gerade aus dem Gebiß des Containers herauswand, einen hellgrauen Briefumschlag vor’s Gesicht, auf dessen Rückseite mit ungelenker Handschrift einige Zeilen notiert waren. Es handelte sich um eine Mischung aus Frauennamen und Zahlen.

Du, ich guck mir das später an. Laß uns jetzt erstmal in Richtung TESO aufbrechen, damit ich nicht von Eurer Leiterin dafür verantwortlich gemacht werden kann, daß du bereits an meinem dritten Hospitationstag unpünktlich zur Arbeit erscheinst."

Als die beiden mit 15 Minuten Verspätung in der TESO ankamen, machte alles einen ruhigen und normalen Eindruck. Die Kaffeemaschine knötterte behaglich vor sich hin, Renate klickte auf ihrem Bildschirm hin und her, Paul sortierte das Fach mit der juristischen Post, und Karin zog sich gerade Pauls Jeansjacke über ihr schwarzes Samtkleid. Sie sah aus wie ein pummeliges kleines Mädchen, das mit Papas Sachen Verkleiden spielt.........